22. Dezember 2011

Der schmale Grad

Ich bin stolz auf mich.
Nach einem beinahe 10-Stunden-Tag darf man das auch mit Recht sein, dabei meine ich jetzt nicht einmal die Zeit, die von drei Pausen à 10 Minuten durchbrochen war. Heute war ein Power-Tag in Bezug auf die neue W3-Professur, die wir für unseren Fachbereich bekommen.
Berufungskommission? Noch nie gehört? Dann vielleicht erstmal ein kleiner Ausflug in die universitäre Bürokratie:

Aufgrund des doppelten Jahrganges, den wir 2012 zu erwarten haben, hat die Universität im Allgemeinen und unser Fachbereich im Besonderen Geld bekommen, um eine neue Stelle einzurichten. Die Bezeichnung W3-Professur bezieht sich dabei lediglich auf das Gehalt des zukünftigen Professoren (laut Wikipedia sind das 5.280,74 € Grundgehalt). Natürlich wird da nicht einfach einer eingestellt, nein, dass zieht einen ganzen Rattenschwanz an Arbeit mit sich. In Kurz: Es muss eine Kommission gebildet werden, bestehend aus Professoren, Studenten und diversen Mitarbeitern und die entscheiden dann a) wer eingeladen wird, b) wer danach in ein externes Gutachten gegeben wird und dann schlussendlich c) genommen wird.
Ich habe das unglaubliche (Un)Glück in so einer Kommission zu sein (natürlich als studentischer Vertreter).

Heute durften die letzten drei Kandidaten "vorsingen" und im Anschluss mussten wir drei von den insgesamt fünf Anwärtern auswählen, die noch von externen Gutachtern (in unserem Fall aus Paris und irgendwas in Holland) begutachtet werden. Bei drei Kandidaten war auch alles recht klar, die wollen wir auf jeden Fall, die nicht, aber bei zwei ging das Diskutieren los.
Und hier kommt der Teil auf den ich so besonders stolz bin: Ein Kandidat war Favoritin vieler Professoren, da sie ein sehr gutes Forschungsprofil hat. Allerdings spricht sie nur eine, für uns relevante, Sprache und Voraussetzung für diese Stelle war, dass zwei Sprachen beherrscht werden müssen. Ein anderer Kandidat stieß bei einigen Professoren eher auf Ablehnung, da seine Forschung in den letzten fünf Jahren wohl nicht so überragend war, allerdings wies dieser ein hervorragendes (!!!) Lehrprofil auf, mit viel Innovation, Ideen und vor allem: enger Kooperation mit den Studierenden (außerdem beherrscht er drei für uns relevante Sprachen).
Kurzum, ich habe es geschafft die Mehrheit auf meine Seite zu ziehen und den Lehr-Spezialisten auf die Liste zu setzten!!! *yeah*

Was mir auf der Heimfahrt (fix und fertig wie ich war) aufgefallen ist, ist zweierlei:
1) Es ist gar nicht so leicht wissenschaftlich elaboriert zu argumentieren, wenn einem ein Professor die ganze Zeit ins Wort fällt und einem vorhält die Forschung behindern zu wollen. Da muss man ruhig bleiben und sich nicht genauso daneben benehmen...
2) Man muss immer darauf achten, mit wem man redet und wen man überzeugen möchte. Mein Freund würde mir wahrscheinlich den Vogel zeigen, wenn ich in ihn mit Wörtern wie "ambitioniert" und "Intention" von etwas überzeugen wollte. Man muss seine Argumente (und Wortwahl) einfach immer wieder an die Situation anpassen...

Haha, ich hoffe das war jetzt alles nicht zu langweilig oder so...?

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