27. Oktober 2011

Fetisch

In letzter Zeit muss ich öfter mal darüber nachdenken, was so einen Fetisch überhaupt ausmacht und warum einige nicht gerne damit heraus rücken und andere damit prahlen wie oberaffengeil sie beispielsweise Füße oder rauchende Frauen finden. Aber was ist ein Fetisch überhaupt?

    Fetisch, der:
  • <Religion> magischer Gegenstand, dem heilende od. schützende Kraft zugeschrieben wird
  • Gegenstand, dem hohe Bedeutung für etw. beigemessen wird
  • Abgott; Götze
  • aus: Deutsches Wörterbuch; Karl-Dieter Bünting (Hsg.), Isis Verlag, Chur 1996
Mit Religion hat das ja heutzutage noch herzlich wenig zu tun, wenn man in Magazinen oder im Internet auf das Wort Fetisch trifft. Meistens verbindet man damit eher leicht bekleidete Damen in Lack, Leder, Latex und Gummi oder schwitzende, perverse Männer, die an Füßen und Stiefeln schnüffeln. Aber so einseitig kann es doch gar nicht sein.
Ein Fetisch scheint etwas zu sein, dass man mag. Ich mag Eistee, habe aber sicher keinen Eistee-Fetisch. Es muss also etwas sein, das man über die Maßen liebt. Aber hat man deswegen einen Katzen-Fetisch? Nein, anscheinend muss hinter einem Fetisch auch immer ein sexuelles Interesse stecken. Für manch einen ist es also erregend, wenn eine Frau Netzstrümpfe an oder ein Mann lange, gepflegte Finger hat. Sexuelle Erregung spielt eine wichtige Rolle beim modernen Fetisch. Das würde auch erklären, warum man sich über seinen eigenen, ganz persönlichen Fetisch lieber ausschweigt, anstatt ihn beispielsweise mit der Mutter zu teilen.
In den meisten Fällen wollen wir nicht wissen, auf was unser Gegenüber im Bett so steht. Es ist intim und man bekommt vielleicht ein Bild von einem Kollegen, Freund, Bekannten, Verwandten, Chef, dass man überhaupt nicht haben will. Aber dann gibt es noch die Menschen, die es einem wirklich ins Gesicht reiben, welchen Fetisch sie so haben. Das kann amüsant sein, ist aber meistens einfach nur überfordernd. Vor allem wenn man die betreffende Person noch nicht so gut kennt oder im täglichen Leben viel mit ihm oder ihr zu tun hat ist es sehr unangenehm mit solchen Details überhäuft werden. Trotzdem lassen sich manche einfach nicht davon abbringen einem solch intime Dinge zu erzählen, auch wenn man es wirklich, wirklich, wirklich nicht hören will...
Einerseits sehr aufdringlich, aber auf der anderen Seite hat doch jeder sein Recht seine Meinung kund zu tun. Und wenn jemand von einem guten Kinofilm erzählt drehen wir uns ja auch nicht angeekelt weg. Solch abneigendes Verhalten hat wohl maßgeblich dazu beigetragen, dass Fetisch immer mit perversen und beinahe illegalen, ekligen Sachen verbunden wird, obwohl es doch etwas völlig normales ist einen Fetisch zu haben und der muss ja auch nicht zwangsläufig so eklig sein, wie man es sich vorstellt. Man kommt sich abnormal und beinahe krank vor, wenn man auf Dinge steht, die gesellschaftlich zumindest in der Öffentlichkeit nicht anerkannt werden. Gibt es denn kein gesundes Maß mehr, in dem man seine Meinung äußern und sexuelle Vorlieben ausleben kann? Die einen werden für etwas eigentlich ganz harmloses verlacht oder geächtet und andere gehen mit ihren Details hausieren, als wären sie nicht nur stolz auf ihre "Leistungen", sondern als wollten sie mit Absicht schocken, provozieren oder einfach nur zeigen wie cool, anders und extrem sie sind...
Jeder mensch hat einen (oder gleich mehrere) Fetische. Manche sind sich dessen mehr, andere weniger bewusst; manches ist gewöhnungsbedürftig, anderes ganz normal; mancher teilt sich mit und andere müssen sich verschließen. Auch ich habe den ein oder anderen Fetisch, doch käme ich nie auf die Idee das nun ausgerechnet meinen Eltern, meiner Chefin oder Freunden mitzuteilen. Die einen sollen es nicht wissen, die anderen wollen es nicht wissen und wieder andere... ja, denen erzählt man davon. Entweder, weil man sich sehr nahe steht, die Person untmittelbar mit dem eigenen Fetisch zusammen hängt oder weil man - wie so viele andere Menschen - die Anonymität des Internets nutzt.
Ich bin Nici, ich mag Eistee und Spaziergänge am See entlang - und das ist alles, was ihr wissen müsst.

3 Kommentare:

  1. Ich mag ja Kunstblut an nackten Männeroberkörpern ;D

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  2. Interessanter Artikel, weil interessanter Gedanke. Ich gehöre
    a) zu denen, die einen Fetisch haben und
    b) zu denen, die über die Fetische anderer absolut nicht ungewollt informiert werden möchten.

    Mir ist es mal passiert, dass die Dame meines Herzens, die leider anderweitig vergeben war, mir von ihrem Fetisch bzw ihren Vorlieben erzählt hat. Ungefragt und ungewollt.

    In dem Fall fand ich es nicht nur mehr als verletztend, mich dem Gedanken auszusetzen, was sie mit anderen Männern im Bett oder sonstwo treibt, sondern auch irgendwie äußerst merkwürdig, warum man einfach so davon erzählt. Gibt es denn keine Intimsphäre mehr?

    Ich denke, dass jeder seinen Fetisch haben soll, darf und kann, aber ich glaube auch, dass nicht jeder davon wissen muss. Ich spreche über sowas eigentlich nur mit meinem Partner und sehr, sehr guten Freunden. Und auch, wenn das spießig klingen mag, das sollte auch reichen.

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