11. Juni 2011

Stich für Stich

Gestern war es soweit: Ich habe es getan... nein, ich habe es WIEDER getan!!!
Wer sich dafür interessiert, was ich mir wieder auf die Haut habe stechen lassen, der darf weiterlesen und wer Bilder vom "Entstehungsprozess" sehen möchte, auch! Keine Sorge, blutig wurde es dank meiner tattoo-freundlichen Haut nicht, also können tatsächlich auch Leute mit schwachen Nerven weiter unten auf weiterlesen klicken.


Natürlich ist es sehr wichtig, dass man sich über sein Motiv und die Stele, an die das Tattoo kommt 100%ig im Klaren ist und man keine Zweifel hat. Denn wenn man sich nicht sicher ist, ob man das Motiv auch wirklich haben will, dann sollte man wirklich noch warten! Was aber ebenso wichtig ist vor dem tätowieren: Essen! Und weil ich sowieso einen sehr niedrigen Blutzuckerspiegel habe, habe ich mich für etwas fettig/süßes entschieden. Also Burger King Essen, ein gefüllter Donut und eine zuckrige Cola. Nach so einem Essen KANN mich gar nichts mehr umhauen!

Nachdem ich mich also ausreichendgestärkt habe konnte es losgehen. Erst musste ein Entwurf erstellt werden. Meine Ideen kannte Bobby (der Tätowierer) ja schon, aber eine richtige Vorlage hatten wir noch nicht erstellt. Also wurde ein wenig geredet, ein wenig gekritzelt und schließlichder erste Entwurf mit Kuli und Edding auf mein Bein übertragen. Normalerweise würde man ja eine Vorlage erstellen, die ausgedruckt und am Körperteil angepasst wird. Danach wird diese Vorlage auf ein spezielles Papier abgepaust und auf die Haut gedrückt. Dort kann der Tätowierer die Linien dann schön nachstechen, bevor er ans Ausfüllen oder Schattieren geht.
Bei mir ging das anders, da keine 1:1-Vorlage existierte. Die Motive wurden auf ein Blatt gesetzt und ausgedruckt und mit denen hat sich Bobby dann ans Werk gemacht und erst einmal wild auf meinem Bein herumgeschmiert. Erst mit Kuli, immer mal wieder die Linien erneuert und was ihm nicht gefallen hat mit Desinfektionsmittel wieder weggewischt. Dadurch hatte ich eine Menge Freiheit bei der Motivwahl und konnte alles Schritt für Schritt begutachten und meine Kommentare zu abgeben und auch Bobby hatte große kreative Freiheiten. Und was soll ich sagen, der Mann weiß einfach bescheid!
Als die Vorlage dann endlich uns beiden gefallen hat, ging's ans Stechen! Aber erst mal ein paar Bilder!



Der Arbeitsplatz


Der Sadist Tätowierer Bobby


Kuli-Gekritzel und die ausgedruckten Vorlagen

Ein Wort zu den Schmerzen:
Wenn ich eins über Schmerzen beim Tätowieren gelernt habe, dann ist es, dass jeder den Schmerz unterschiedlich empfindet!
Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass Umrandungen schmerzhafter sind, als Schattierungen oder das Auffüllen, da sie aus langen, am Stück ausgeführten Linien bestehen. Bobby konnte mir auch bestätigen das kleinere Nadeln (mein neustes Tattoo wurde mit einer 3er Nadel gestochen) schmerzhafter sind, als breite Nadeln (Schattierungen werden gewöhnlich mit einer breiteren Nadel gestochen).
Mit meinen Tattoos hatte ich recht unterschiedliche Schmerzerfahrungen. Dabei habe ich festgestellt, das sich links um einiges empfindlicher bin als rechts. Vor allem bei den Umrandungen meiner Flügel (auf den Schulterblättern) tat es links oben teilweise höllisch weh. Meine Pfoten hingegen habe ich kaum gespürt. Und das jetztige? So schmerzhaft war es bisher noch nie, auch wenn ich trotzdem keine Tränchen vergossen habe. Aber es stimmt, was man sagt: je näher der Knochen, desto schmerzhafter. Stellen wie Schienbein und Knöchel sind daher mit Vorsicht zu genießen.
Eigentlich würde ich Bobby ja unterstellen, das er mir mit Absicht etwas weh tun wollte, aber wir kennen uns und ich weiß, das er das bei mir nie tun würde. Ich glaube bei meinem Schatz ist das anders...


dünne 3er Nadel für Details

breite Nadel für graue Schattierungen

Alles in Allem habe ich eh eine sehr tattoo-freundliche Haut: hell, wenig bis keine Leberflecken und nur minimale Muskelzuckungen. Außerdem scheint bei mir die Farbe extrem gut reinzugehen, so dass ein Nachstechen höchst wahrscheinlich nicht nötig sein wird.

Und das ist nun das Endergebnis:

Was soll ich sagen, Bobby ist einfach ein Meister seines Faches. Also ums nochmal zu erwähnen, er hat das freihand gemacht!!!
Jetzt heißt es erstmal regelmäßig eincremen und vor allem: Sonne meiden!
Das erste Jahr ist das wichtigste für ein Tattoo. Wenn man es in diesem ersten Jahr gut pflegt, immer einen hohen Lichtschutzfaktor benutzt, wenn man in die Sonne geht und schaut, das gerade in der Anfangszeit keine Schmutzpartikel in die vielen Wunden kommt, hat man noch lange Freude an seinem Motiv. Bei vielen Tattoos muss man alle fünf bis sieben Jahre mal nachstechen, doch wenn man in diesem ersten Jahr nicht schludrig wird, kann der erste Stich auch gut und gerne mal zehn bis zwölf Jahre halten!

Hier nochmal die kleinen Details
Man beachte, wie die kleine Ranke in die Buchseite hinein"sticht" und auf der anderen Seite wieder raus kommt. In Wirklichkeit ist das alles ganz fein und winzig. Bobby hat mir sogar angeboten etwas in diese kleine Buch hinein zu schreiben, aber das einzige, dass mir eingefallen ist war einfach viel zu lang.
Das wirklich schöne an diesem Tattoo ist, das es wirklich einzigartig ist! Die Ranke basiert zwar grob auf einer Vorlage aus einem Tätowier-Magazin, aber beim aufzeichnen sind Bobby noch ein paar kleine Dinge eingefallen und mit meinen kleinen, gezwirbelten Ranken sieht es schon ganz anders aus. Außerdem haben die ganzen Symbole, die mit der Ranke verbunden sind, ganz eigene Bedeutungen für mich. Bobby hat sogar Platz gelassen, damit ich später noch ein paar Dinge hinzufügen kann!
Wer Fragen zu den Motiven bzw. der Symbolik hat darf sie gerne stellen!

Was haltet Ihr denn von Tattoos oder generell von solch bleibenden Veränderungen am Körper?

Also ich liebe jedes einzelne Tattoo und meine Percings über alles! Nochmal danke an Bobby, Du bist einfach klasse!

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