13. April 2011

Ich und Blicke... 2

Es ist alles nur eine Sache des Standpunkts und "Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz", wie es so schön heißt.

In meinem noch sehr jungen Leben habe ich mir immer und immer wieder Gedanken gemacht. Ich glaube manchmal wirklich, dass ich knapp die Hälfte dieser 24 Jahre nur damit verbracht habe, mir über bestimmte Dinge den Kopf zu zerbrechen. Trotz der ganzen Hirn-Marter kam ich jedoch nie zu einem Schluss, der mir halbwegs plausibel vorkam oder der mich zumindest für den Moment zufrieden stellen konnte. Dabei ging es gar nicht oft um konkrete Dinge. Aus alltäglichen Problemen, die mich in der Schule oder im Freundeskreis plagten wurden schnell abstrakte Sorgen um Zukunft, Geld und noch so viele andere, mittlerweile unbenennbare Dinge. Dabei scheint die Lösung doch recht naheliegend zu sein, wie leider erst in den letzten Jahren so richtig aufging:
Es ist alles eine Sache des Blickwinkels!

Mir ist klar, dass dieser Ansatz nicht jedem weiterhelfen kann, mir hat er jedoch vieles einfacher gemacht, denn je nach Standpunkt kann sich ein unlösbares Problem in eine schnell überwundene Hürde verwandeln. Trotzdem scheint diese Strategie nur zu wirken, wenn ich einen gewissen Abstand zu meinen Problemen und Sorgen bekommen habe. Wenn ich mitten in meiner nachdenk-und-dabei-verzweifel-Phase stecke, dann würde ich wahrscheinlich jedem den Kopf abreißen der mit so klugen Sprüchen wie "Sieh's doch mal aus nem anderen Blickwinkel" kommt! Obwohl das ja eigentlich mein kleiner Geheimtipp an mich selbst ist... Ich bin da etwas eigen.
Wenn ich mir aber so einige Sachen im Nachhinein durch mein verwirrtes Köpfchen gehen lasse, dann wirken so viele Sachen einfach.. banal... und albern... und vor allem: kein bisschen problem-würdig! Wer weiß, vielleicht bekomme ich es je auch mal hin, das sich, während ich mir so meine Gedanken mache, meinen Blickwinkel selbst einstellen und so dann auch verändern kann.


Es hat einige Zeit gedauert, bis ich so wurde, wie ich jetzt bin. Das kleine, dickliche Landei wurde zum Tekker, zum Punk, zum Goth und schließlich war ich dann irgendwann: ICH. Früher konnte ich meinen Anblick kaum ertragen und fand' mich schrecklich hässlich, heute habe ich ein relativ gesundes Verhältnis zu mir und meinem Körper entwickelt und schlage mich lediglich mit den frauentypischen Problemzonen herum ("Da, siehst Du die Fettröllchen?", "Meine Oberschenkel sind zu dick!", etcpp). Sobald man sich mehr mag, achtet man auch eher auf seine Ernährung und tut mehr für sein Aussehen und das trägt dazu bei, dass man sich wiederum mehr mag, weil man sich gerne ansieht und sich einfach wohl damit fühlt. Ergo: diesen verdammten Teufelskreis kann man auch umkehren, wo wieder die Blickwinkel-Geschichte ins Spiel kommt. Früher habe ich versucht irgendwie in der Masse unter zu tauchen und unsichtbar zu werden und als das nicht geholfen hat, habe ich versucht mich vor anderen Menschen und vor allem vor MIR hinter schwarzem Make-Up und nietenbewährter Kleidung zu verstecken. Das hat jetzt auch nicht so 100%ig funktioniert, weil für mich das hässliche kleine Mädchen immer noch unter dem Ganzen steckte, aber wenigstens hatte ich die Illusion etwas Kontrolle darüber zu haben, was andere über mich denken. Als ich ca. 13 (oder jünger???) war, hat mein Vater mir einen selbstgedichteten Spruch ins Poesie-Album geschrieben. Darin ging es darum, dass er 40 Jahre gebraucht hat um zu lernen, dass die Meinung anderer nicht wichtig ist, sondern das, was man selbst (und Menschen, die einem am Herzen liegen) von einem denkt. Im selben Zuge hat er mir noch gewünscht, dass mir das früher auffällt und in manchen Momenten, so wie jetzt, denke ich, dass ich das auch kapiert habe.
Aber bis dahin war es ein ziemlich weiter und schwerer Weg, doch jetzt, aus einem anderen Blickwinkel, sieht es ganz anders aus. Man steht auf dem Gipfel seines Selbst und sieht hinab ins Tal und auf den Weg, auf dem man gekommen ist. Wagt man schließlich einen Blick voraus, liegt vor einem wieder ein Tal und ein noch größerer Berg und man weiß genau dass man, selbst wenn man sich wieder im Tal befindet, eines Tages auch auf diesem Gipfel steht und:
1) erfolgreich auf das heutige 'heute' und das baldige 'damals' zurückblicken kann, nicht ganz ohne Stolz,
und
2) sich mit frischem Tatendrang ins nächste Tal stürzen wird, um einen neuen Gipfel zu erklimmen.
Eine ganz schön positive Einstellung, oder? Wenn man sich gerade auf einem persönlichen Hochpunkt befindet ist das auch leicht zu sagen, also erinnert mich bloß nicht an das, was ich hier geschrieben habe, wenn ich mal wieder durch ein kaltes, feuchtes Tal stapfe und von nichts und niemandem etwas wissen will...

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