27. Januar 2011

Ein schwarzer Tag - ein schwarzes Semester

Und ich meine das nicht, wie üblicherweise, positiv. Nein, mit "schwarz" meine ich wirklich zappenduster...

Um was geht es? Hauptsächlich um die Uni. Anfang des Semesters kam schon der erste Schock, als in unserer Bibliothek Asbest festgestellt wurde und sie daraufhin postwendend geschlossen wurde.


Damit wurden wir nicht nur von unseren wichtigen Büchern und Artikeln abgeschnitten, nein, auch unzählige von Druckern, Computern und Arbeitsplätzen fielen damit weg. Nachdem man uns vor wenigen Semestern schon Tische und Stühle zugunsten eines total unnötigen Studierenden Service Zentrums (SSZ) wegnahm, werden die Plätze an denen wir uns treffen, lernen und arbeiten können immer weniger und weniger. Teile der Mensa werden jetzt außerhalb der Essenszeiten von Studenten überflutet und wenn diese selbst zu den Stoßzeiten um die Mittagszeit nicht verschwinden ist Chaos vorprogramiert. Ein kleiner Raum wurde extra mit Stühlen und Einzeltischen zum Lernen ausgestattet, aber diese Arbeitsplätze sind auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Im Sommer haben wir ja immer noch die Möglichkeit auf die umliegenden Wiesen auszuweichen oder an den Unistrand zu gehen, aber jetzt, im Winter, ist das ja nicht möglich. Ich habe die Bibliothek immer gerne benutzt, weil es dort warm war und ich einen Platz hatte, der mir eine Steckdose und einen stabilen Internetanschluss auf einmal bieten konnte. Solche Plätze sind hier an der Uni nämlich sehr sehr selten! Zu meinem Glück wohnen wir seit unserem Umzug in die Innenstadt sehr günstig, so dass ich schnell von der Uni nach Hause komme und so auch dort gut und in Ruhe arbeiten kann.
Ich habe mir auch extra eine neue Druckerpatrone gekauft, die übrigens schon wieder leer ist
(Memo an mich selbst, neue schwarze Patrone kaufen), weil die paar wenigen Drucker, die jetzt noch vor der Bib stehen immer überfüllt sind. Wenn man nicht gerade nachts um 2 Uhr auftaucht stehen immer lange Schlangen vor den wenigen Geräten. Zwar sind vereinzelt immer wieder irgendwo welche in den einzelnen Trakten verteilt, aber diese sind nicht einmal ausreichend ausgeschildert. Wenn man also schnell was Drucken will, besteht die große Gefahr, dass man sich verläuft auf einer, meist vergeblichen, Suche nach einem freien Kopierer und dabei viel zu spät in sein Seminar kommt. Mit den Computerplätzen sieht es noch schlimmer aus. Genau zwei, ZWEI, stehen vor der Bib. In der naturwissenschaftlichen Bib stehen zwar auch welche, aber die sind ohne den Wegfall unserer anderen Geräte schon stark frequentiert. Zum Glück hat mittlerweile fast jeder einen Laptop, allerdings ist der W-Lan-Empfang hier so bescheiden, dass man in ¾ der Uni keinen Internetzugang bekommt... Ein paar wenige, ausgewählte Leute haben noch mehr Glück und haben einen Tutoren- oder Hiwi-Job und mit noch mehr Glück ein Büro, in dem man entweder einen funktionstüchtigen PC oder zumindest ein Internetkabel hat.

Mittlerweile sind Teile der Bib wieder geöffnet. Der J-Bereich
(da, wo die Juristen sitzen) ist wieder zugänglich und somit auch ein Teil der Gruppenarbeitsräume. Schön für die Juris, was ist mit uns? der am schlimmsten betroffene Bereich ist natürlich der, der die Geisteswissenschaftliche Sektion, sprich Geschichte, Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und somit alles was damit zusammen hängt so wie die Sprachen für Lehramt, Kulturwissenschaften der Antike, British and American Studies, undundund. Bislang hat mich das persönlich nicht so betroffen, sondern eher diejenigen, die über das Jahr viele Referate halten müssen, Literatur nicht von ihren Dozenten gestellt bekommen oder gerade eine ZuLa oder eine andere Abschlussarbeit schreiben. Leute wie mich trifft es jetzt zu Semesterende ganz hart, denn wie sollen wir ohne Literatur unsere Hausarbeiten schreiben? Da muss ich aber mal die Fachbereiche loben, zumindest Literatur und Linguistik. Unsere Dozenten sind echt fair und stellen uns viel Literatur (teilweise illegal weil es online gestellte Kopien sind) zur Verfügung. Einige bieten an, die Gebühren für Fernleihen zu übernehmen und geben ihre privaten Bücher für Kopien heraus. Soweit ich das von Vertretern anderer Fachschaften gehört habe ist das in anderen Fachbereichen ganz und gar nicht so, aber unsere FBs sind eh sehr kuschelbedürftig und wollen es allen (Dozenten, Studierenden und Mitarbeitern) recht machen.
Jetzt kam natürlich die Hiobsbotschaft, das unser Bereich der Bib für unbestimmte Zeit geschlossen bleibt, da keiner weiß wie lange es noch dauern wird, bis alles gereinigt ist. Mittlerweile gibt es die Möglichkeit einzelne Bücher aus der Bib heraus holen zu lassen. Die werden dann extra gereinigt. allerdings kann das zwei bis drei Wochen dauern...

Soviel zu unserer Bib. Das sind schon sehr schwere Voraussetzungen, um ordentlich zu studieren, aber für unseren FB
(also für die Sprachwissenschaft bzw. Linguistik) kommt es noch härter. Das betrifft jetzt zwar die Studierenden nur indirekt, aber ein Fiasko ist es trotzdem.
Gestern und heute war eine Begehung, die im Endeffekt darüber entscheiden sollte, ob der FB Geld bekommt oder nicht, mit mehr Details will ich jetzt niemanden langweilen. Auf jeden Fall sind die Damen und Herren Gutachter heute gar nicht mehr aufgetaucht- Sprich: kein Geld. So schlimm wäre das nicht, wenn es einfach nur heißen würde, es gibt nicht
mehr Geld. Leider wird das Geld vom FB aber so dringend gebraucht, dass jetzt, da es nicht bewilligt wird, Stellen wegfallen werden, die es im Moment noch gibt. Das ist natürlich eine Katastrophe für die Leute, die jetzt ohne Job dastehen!
Uns Studenten im Allgemeinen betrifft das insoweit, das ohne diese Stellen das Lehrangebot auch nicht vergrößert werden kann. Keine neuen Stellen = keine neuen Vorlesungen, Seminare, Kurse. Studenten wie mich betrifft das etwas härter, da ich nach meinem Master auf eine PhD-Stelle, also auf eine Stelle in der Forschung, hoffe. Durch das Geld sollten auch neue Stellen in diesem Bereich finanziert werden, die jetzt eben auch wegfallen. Also: Mist, Mist,
MIST!
Alle aus dem FB sind jetzt dementsprechend gelaunt. Die Köpfe hängen, einige sind wütend, mies gelaunt, viele sind traurig, erschüttert und einige am Boden zerstört. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, dazu hatte ich bisher nicht mit genug Leuten Kontakt, aber einige machen sich sicher auch Vorwürfe. Hätte man das ein oder andere nicht anders formulieren können? Oder hätte man auf manche Aspekte mehr oder weniger eingehen sollen?

Wie ich also schon gesagt habe, ein schwarzer Tag heute und allgemein ein schwarzes Semester für die Geistes- und insbesondere die Sprachwissenschaft hier in Konstanz...

Ich hoffe, dass ich jetzt niemanden zu sehr gelangweilt habe, aber die würden dann auch nicht bis hierher lesen, oder? Ich bin selber fasziniert, das ich einen so langen Text produziert habe und kein einziges Bild eingefügt habe. Bei dem Thema ist es mir aber auch nicht danach jetzt irgendein fröhliches Bildchen rein zu machen, das würde einfach nicht passen.
Ansonsten hoffe ich, dass wenigstens ein paar es wenigstens etwas interessant fanden, was ich hier erzählt habe und es werden bestimmt noch mehr Eindrücke aus meinem Unileben hier zu lesen sein. Also falls das wirklich wen interessiert, was an der Uni so abgeht, der kann mich gerne auch so anschreiben. Da ich Hiwi, Tutor und studentischer Vertreter in einem Gremium und dazu noch Fachschaftsmitglied bin habe ich eben auch ein paar Einblicke hinter die Kulissen der Institution Uni, die ein "normaler" Student eben nicht so mit bekommt. aber jetzt hör' ich mal aus und hoffe, das ich demnächst über etwas Erfreulicheres schreiben kann.

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